Naturschutz & Naturschutzprojekte

Der Landkreis Erlangen-Höchstadt umfasst vier Naturräume, die alle unterschiedliche Lebensräume mit einer jeweils eigenen Pflanzen- und Tierwelt aufweisen. Im Westen der Steigerwald, im Osten ein kleiner Teil der Nördlichen Frankenalb und deren Vorland. Durchschnitten wird der Landkreis vom Stromtal der Regnitz, deren einer Zulauf, die Aisch, namensgebend für eine Untereinheit des Naturraumes Mittelfränkisches Becken, dem Aischgrund ist. Gerade diese Vielfalt der Landschaft und Natur bringt es mit sich, dass dort noch viele Refugien seltener Tier- und Pflanzenarten (z. B. der Knoblauchkröte) erhalten geblieben sind, von denen einige als Naturschutzgebiete ausgewiesen wurden.

Die Mitarbeiter der Unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt befassen sich im Rahmen ihrer Zuständigkeit damit, die Verwirklichung der Ziele des Naturschutzes und der Landschaftspflege zu unterstützen. Die Ziele sind in § 1 des Bundesnaturschutzgesetzes formuliert. So ist die Natur und Landschaft so zu schützen, dass

  1. die biologische Vielfalt,
  2. die Leistungs- und Funktionsfähigkeit des Naturhaushalts einschließlich der Regenerationsfähigkeit und nachhaltigen Nutzungsfähigkeit der Naturgüter sowie
  3. die Vielfalt, Eigenart und Schönheit sowie der Erholungswert von Natur und Landschaft

auf Dauer gesichert sind; der Schutz umfasst auch die Pflege, die Entwicklung und – wenn nötig - die Wiederherstellung von Natur und Landschaft.

Naturschutzprojekte

Der Landkreis Erlangen-Höchstadt befasst sich zudem mit zahlreichen Naturschutzprojekten. Zwei besonders prominente Projekte sind der Ankauf von Biotopflächen und das Lebensraumnetz Moorweiher und Niedermoore.

1983 hat der Landkreis Erlangen-Höchstadt erstmals ökologisch überregional bedeutsame Teiche nahe dem Ort Weppersdorf von einem privaten Teichbesitzer angekauft. Ziel des Kaufes war die privatrechtliche Sicherung wertvoller Biotopflächen unter Verzicht auf hoheitliche Inschutznahmeverfahren. Beim Ankauf solcher Flächen handelt es sich um eine freiwillige Leistung des Landkreises Erlangen-Höchstadt.

Der Erwerb von Biotopflächen wurde zunächst vom Bayerischen Umweltministerium, später vom Bayerischen Naturschutzfond anteilig gefördert. Die Zweckbestimmung der Kauffläche ist Naturschutz, was so auch in den jeweiligen Förderbescheiden geregelt ist. Eine Fortführung der teichwirtschaftlichen Nutzung ist nicht vorgesehen.

Heute sind es knapp 480.000 Quadratmeter (48 Hektar), die in den vergangenen Jahrzehnten gesichert werden konnten. Auf Grund der naturräumlichen Besonderheit des Aischgrundes, den vielen Karpfenteichen, liegt der Schwerpunkt hochwertiger Biotope, vor allem im westlichen Landkreis, bei den Teichen. Neben den Moorweihern beherbergen ausgedehnte Schilf-Röhrichtzonen viele seltene und vom Aussterben bedrohte Vogelarten, wie zum Beispiel die Rohrdommel oder den Drosselrohrsänger. Eine artenreiche Unterwasservegetation bietet Wasserinsekten und Amphibien vielseitige Lebensräume. In vielen dieser Teiche vermehren sich seltene, heimische Kleinfischarten, wie der Schlammpeitzger oder der Bitterling. Solche gut strukturierten, teichwirtschaftlich kaum rentabel nutzbaren Teiche, wurden deshalb in der Vergangenheit vorrangig angekauft. Auch die umgebenden Lebensräume, wie Streu- und Nasswiesen konnten manchmal miterworben werden und sind wertvoller Bestandteil der Biotopkomplexe.

Für die meisten der Flächen wurde nach dem Ankauf eine ökologische Zustandserfassung durchgeführt. Dabei wurden wertgebende Tier- und Pflanzenarten erfasst, historische Aufzeichnungen und ältere Kartierungen eingearbeitet und schließlich ein Pflege- und Entwicklungskonzept erarbeitet, welches die Vorgabe für künftige Pflegemaßnahmen liefert. Neue Artfunde oder nicht vorhersehbare Entwicklungen fließen in die Fortschreibungen der Konzepte ein.

Gemeinsam mit dem Landschaftspflegeverband Mittelfranken wird auf der Grundlage dieser Pflegekonzepte eine Maßnahmenliste erstellt. Alle Pflegearbeiten werden kostenmäßig kalkuliert und schließlich wird eine Förderung im Rahmen des Landschaftspflegeprogrammes Bayern beantragt. Die Förderhöhe beträgt in der Regel 75% der Maßnahmenkosten. Die Arbeiten vor Ort werden durch Landwirte ausgeführt.

Ein Beitrag zu der ökologischen Aufwertung eines Teiches.

Seit dem frühen Mittelalter werden im fränkischen Aischgrund Karpfen in speziellen Teichen gezüchtet. Über 6800 dieser "Weiher" - wie sie ortsüblich genannt werden - denn eigentlich sind es Teiche - zählt man im und um den Landkreis Erlangen-Höchstadt. Das Gebiet gehört somit zu den größten Karpfenzuchtgebieten Deutschlands. Früher als beliebte Fastenspeise während der Wintermonate geschätzt, wird heute der Karpfen in vielen Gaststätten ganzjährig angeboten.

Der Aischgrund gehört zum Naturraum Mittelfränkisches Becken mit einer jährlichen Niederschlagsmenge von 600-650 mm. Die durchschnittliche Jahrestemperatur liegt zwischen 7°C und 8°C. Stauende Basisletten zwischen den Burgsandsteinformationen begünstigen die Anlage von Fischteichen, die wiederum eine Verbesserung des Kleinklimas bewirken. Klimatisch liegt das Gebiet zwischen atlantischer und kontinentaler Zone.

Die Teichwirtschaft selbst wird im Aischgrund mit unterschiedlicher Intensität betrieben. Vorwiegend handelt es sich um die Erzeugung dreisömmriger Speisekarpfen (K3). Viele Teiche, die über lange Zeit mit Wassermangel zu kämpfen haben, werden oft aufgelassen. Man findet sie zu Beginn von Teichketten, vor allem im Wald und sie besitzen keinen direkten Zulauf aus einem Bach. Landläufig werden solche Teiche deshalb auch als "Himmelsweiher" bezeichnet, da sie nur durch Niederschläge gespeist werden. Das aus dem Wald zulaufende Wasser ist stark sauer und nährstoffarm. Das schafft in den Teichen ein Milieu, welches nur wenige Pflanzen und Tiere tolerieren.

In mäßig sauren Bereichen der Moorweiher laicht der Moorfrosch Anfang März, wobei zu diesem Zeitpunkt die Männchen blau gefärbt sind. In den mit Torfmoosen bedeckten Niedermooren hat sich der Fleisch fressende Sonnentau angesiedelt, eine Pflanze, die sich die Nährstoffe über die gefangenen Tiere holt. Mitteleuropaweit kommt der Bremi-Wasserschlauch (Utricularia bremii) nur noch in einigen Moorweihern vor, er gilt als einer der Leitarten des Projektes.

Die meisten der Niedermoore und auch die Verlandungsbereiche der Moorweiher sind permanent von Verbuschung durch Faulbaum, Erle oder Kiefer bedroht. Regelmäßige Pflegemaßnahmen sind unabdingbar.

Dieses Naturschutzprojekt wird gemeinsam mit dem Landschaftspflegeverband Mittelfranken wird dieses Projekt umgesetzt. Viele der Moorweiher und Niedermoore sind im Besitz des Landkreises Erlangen-Höchstadt oder von ihm angepachtet. Ein umfassendes Monitoring der Projektflächen hilft, die Pflegemaßnahmen zu organisieren.