Fünf Mal Ehre für Landkreisbürgerinnen und –bürger
Erlangen. Wie vielfältig der Dienst am Nächsten sein kann, hat die kleine Feierstunde im Erlanger Landratsamt gezeigt. Für ihr Engagement hat Landrat Alexander Tritthart Gertraud Wagner aus Herzogenaurach eine Dank- und Ehrenurkunde sowie die Pflegemedaille überreicht. Wagner pflegt seit 25 Jahren ihre Tochter Michaela. Mit zwölf Jahren fiel Michaela nach einer Reanimation nach einer CO2-Narkose für vier Wochen ins Koma und verbrachte 14 Monate im Krankenhaus. Seither benötigt sie Vollzeitpflege. „Ich finde es sehr beeindruckend, wie Sie dafür kämpfen, dass Ihre Tochter ein möglichst selbstbestimmtes Leben führen kann“, lobte Landrat Alexander Tritthart. Gertraud Wagner habe sich beispielsweise zu Schulzeiten ihrer Tochter darum gekümmert, dass Lehrkräfte des Gymnasiums zu ihr nach Hause kamen und mit ihrer Tochter mittels Computer lernten. Heute macht Wagner auf Pflegenotstände aufmerksam, setzt sich dafür ein, dass ihre erblindete Tochter während Krankenhausaufenthalten nachts ihre gewohnten Assistenzkräfte um sich haben kann und kämpft für deren Finanzierung. Tochter Michaela dankte es ihr mit einem sehr persönlichen, selbstverfassten Gedicht, welches ihre Assistenzkräfte vortrugen und das nicht nur ihre Mutter zu Tränen rührte.
Für ehrenamtliches Engagement ausgezeichnet
Helga Burkhardt, ebenfalls Herzogenauracherin, Agnes Eger aus Bubenreuth und Helmut Friedrich aus Kalchreuth bekamen vom Landrat Ehrenzeichen des Bayerischen Ministerpräsidenten für Verdienste von im Ehrenamt tätigen Frauen und Männern ausgehändigt. Für den inzwischen verstorbenen Bernhard Ackermann aus Heßdorf nahm seine Frau Gudrun die Auszeichnung entgegen. Für den begeisterten Sportler (Fußball, Bogenschießen) spielte Heimatverbundenheit eine große Rolle. Er stand seit 1980 dem Soldaten- und Kameradschaftsverein Niederlindach und Umgebung vor und hatte 40 Jahre lang bis 2016 das Kommando beim Aufstellen des Kirchweihbaumes inne. Er war es auch, der 1991 die weit über die Ortsgrenzen hinaus bekannte Heringskerwa in Niederlindach initiierte. Zudem wirkte er an der Dorfchronik zur 950-Jahr-Feier von Niederlindach mit.
Heimatverbundenheit wird großgeschrieben
Auch Helga Burkhardt hat ein Herz für heimatliche Traditionen. Die Herzogenauracherin ist seit 1997 Vorsitzende der Eghalanda Gmoi in der Stadt. Sie setzt sich für Pflege und Erhalt der Trachten, Musik, Traditionen und Sprache des Egerlandes ein. Seit 2007 ist sie Kassenwartin des Dachverbandes, 2010 wurde sie in den Beirat des Landesverbandes Bayern der Eghalanda Gmoin e.V. gewählt. Daneben gründete sie 2003 den Hospizverein Herzogenaurach mit, dem sie, so Landrat Tritthart „heute noch innig verbunden ist und stets gern mit Rat und Tat zur Seite steht“.
Landfrauen, Lieder und Leidenschaft
Viel Herzblut, Zeit und Engagement steckt auch Agnes Eger aus Bubenreuth in ihre Ehrenämter. 2007 bis 2017 war Eger stellvertretende Kreisbäuerin im Kreisverband Erlangen-Höchstadt. Mit Pressearbeit und Vorträgen zu Ernährungsthemen kennt sie sich bestens aus, seit 12 Jahren informiert sie zu verschiedenen Veranstaltungen, wie dem Landkreis-Erntedankfest, Aktionen und Festen. Bereits seit 17 Jahren unterstützt sie das Projekt „Landfrauen machen Schule“. Es gewährt Kindergärten Einblicke in die Landwirtschaft und bringt Grundschülerinnen und Grundschüler Ernährungs- und Gesundheitsthemen näher. Seit über mehreren Jahrzehnten wirkt sie auch in verschiedenen Funktionen in der Katholischen Pfarrgemeinde Maria Heimsuchung und in der Kolpingfamilie Bubenreuth mit. Für ihr Engagement wurde sie bereits mit der Ehrennadel des Diözesanverbandes Bamberg ausgezeichnet. „Besonders bekannt ist Agnes Eger für ihr Musikprojekte Ruhige Stund im Advent und Klingende Ökumene“, berichtete Landrat Alexander Tritthart.
Steckenpferde Dorferneuerung und Denkmalschutz
Seine Steckenpferde Dorferneuerung und Denkmalschutz entdeckte der Kalchreuther Helmut Friedrich durch die Kommunalpolitik. Der frühere Ortssprecher des Kalchreuther Ortsteils Röckenhof saß zwölf Jahre lang im Gemeinderat von Kalchreuth. 2001 gründete Friedrich den Förderverein Dorferneuerung Röckenhof, um den dörflichen Lebensstil, kulturelles Brauchtum und ländliche Siedlungsformen zu erhalten. Das Dorfgemeinschaftshaus, einst ein leerstehendes, denkmalgeschütztes Hirtenhaus aus dem 17. Jahrhundert, haben er und die Vereinsmitglieder in Eigenregie ausgebaut, die Gemeinde trug lediglich die Sachkosten. Über 3.000 freiwillige Arbeitsstunden seien in Sanierung und Umbau des Hauses geflossen. „Eine Idee setzt sich in der Gemeinschaft durch, wird im Ehrenamt verwirklicht und nachhaltig von allen gelebt, das ist Ihr Erfolg“, lobte Landrat Alexander Tritthart den Kalchreuther. Seit 2006 bietet das Dorfgemeinschaftshaus Raum für Veranstaltungen aller Generationen. Und Helmut Friedrich ist noch nicht müde.2014 wurde er für 40-jährige Mitgliedschaft bei der Freiwilligen Feuerwehr Röckenhof geehrt, war viele Jahre im Vorstand des Gesangvereins und engagiert sich bis heute im Partnerschaftsverein Kalchreuth.
„Ob Pflege oder Heimatverbundenheit – das Engagement für Andere eint die Geehrten Gertraud Wagner, Helga Burkhardt, Agnes Eger, Helmut Friedrich und Bernhard Ackermann. Es zeigt, wie wichtig und vielfältig das Ehrenamt im Landkreis ist. Es zeigt auch, dass diejenigen, die sich engagieren, oft mehr als ein Ehrenamt ausüben“, dankte Landrat Alexander Tritthart den Geehrten abschließend und überreichte ihnen Urkunden und kleine Geschenk. Für die musikalische Umrahmung der Feierstunde sorgten Laura Zinn aus Höchstadt (Querflöte) und Lorenz Polifke (Gitarre) aus Mühlhausen.