Tag des offenen Denkmals

Am Sonntag, den 8. September, eröffnet Landrat Alexander Tritthart gemeinsam mit Bürgermeister Thomas Fischer um 11 Uhr im Rathaus Möhrendorf (Hauptstraße 16) den diesjährigen Tag des offenen Denkmals. Unter dem Motto „Wahr-Zeichen. Zeitzeugen der Geschichte“ lädt die Untere Denkmalschutzbehörde des Landkreises alle Interessierten ein, das besondere Wahrzeichen der Wasserschöpfräder von Möhrendorf zu entdecken.

Diese beeindruckenden technischen Denkmale prägen seit Jahrhunderten das Landschaftsbild der Region und wurden von der UNESCO als immaterielles Kulturerbe anerkannt. Am 8. September 2024  haben Besucherinnen und Besucher von 11 bis 17 Uhr die Gelegenheit, in die Geschichte dieses einzigartigen Kulturerbes einzutauchen. Kreisheimatpflegerin Dr. Bettina Keller wird in die spannende Historie der Wasserschöpfräder im Regnitz-Pegnitz-Gebiet einführen und die Bedeutung dieser technischen Denkmale für die Region beleuchten. Am Nachmittag finden zudem Führungen statt, die tiefere Einblicke in die Funktionsweise und Geschichte der Wasserschöpfräder bieten. Für das leibliche Wohl der Besucherinnen und Besucher ist gesorgt. Der Eintritt zu allen Veranstaltungen ist frei.

Allgemeine Informationen zum Tag des offenen Denkmals sind unter www.tag-des-offenen-denkmals.de  verfügbar.

Ehemalige Synagoge Mühlhausen

Die 1755/56 errichtete Synagoge mit jüdischer Schule und Rabbinerwohnung ist zusammen mit dem rund fünfzehn Jahre zuvor angelegten israelitischen Friedhof mit 373 erhaltenen Steinen das einzige authentisch überlieferte bauliche Zeugnis der weit zurückreichenden jüdischen Vergangenheit Mühlhausens. Die Synagoge gehört zu den wenigen Synagogenbauten der Barockzeit in Bayern. Damit ist sie eine der ältesten erhaltenen Synagogen in Bayern überhaupt.

Die Mühlhausener Synagoge ist ein zweigeschossiger, längsrechteckiger Massivbau mit Walmdach. Die Fassaden sind verputzt, als Gliederung dienen gequaderte Ecklisenen. Die Fenster der fünfachsigen Straßenfassade sind streng regelmäßig gesetzt und schließen als Segmentbögen. Der ebenfalls segmentbogige Hauseingang lag ursprünglich in der ganz rechts liegenden Achse der Straßenseite, von hier aus wurden die Schule und die Wohnung des Rabbiners erschlossen. In die südliche Hälfte der Straßenfassade wurde 1938 eine hochrechteckige, bis auf die halbe Höhe des Obergeschosses reichende „Scheuneneinfahrt“ mit geradem Holztor eingebrochen.

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Ehemalige Synagoge in Mühlhausen - Ansicht von Südwesten mit Scheunentor
Ansicht von der Eingangstür im Süden mit Wappen und Hochzeitsstein
Wappen der Freiherrn von Egloffstein
Hochzeitsstein (Chuppa-Stein)

Der Betraum der Synagoge befindet sich im östlichen, rückwärtigen Bereich des Gebäudes. Der Zugang hierzu liegt an der Südseite; dessen flacher Segmentbogen wird durch einen Scheitelstein akzentuiert. Über der Tür zum Betraum ist ein aufwendig reliefiertes Wappen der Freiherrn von Egloffstein angebracht, daneben ein sog. Hochzeitsstein mit kreisrunder, sechsblättriger Blüte und hebräischer Inschrift.

Hochzeitstein – Chuppa-Stein. „Stimme der Wonne und Stimme der Freude, Stimme des Bräutigams und Stimme der Braut“ Die Worte „ich will singen [dem] Herr[n]“ nach der kleinen Zählung ergeben 5516 (= 1755/56)

Die Decke des Betraums ist als flaches Spiegelgewölbe mit Stichkappen ausgeführt; die einzelnen Kappen sind mit reichem, bänder- und blätterartigem Rokoko-Stuckornament der Bauzeit überzogen. Sämtliches Stuckornament ist farbig gefasst.

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Betraum der Synagoge
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Deckenspiegel der Synagoge

Innenansicht vom Betsaal mit der Stuckdecke

Die Mitte des Deckenspiegels bildet, innerhalb eines barockisierend geschweiften und profilierten Stuckrahmens, ein dem Alten Testament entnommener hebräischer Vers mit einem das Baujahr der Synagoge ergebenden Chronogramm: „Hebt eure Augen in die Höhe [und seht! Wer hat dies geschaffen? Er führt ihr Heer vollzählig heraus und ruft sie alle mit Namen; seine Macht und starke Kraft ist so groß, dass nicht eins davon fehlt.]“ Die durch Punkte markierten Buchstaben schin, resch, waw und jod ergeben „nach der kleinen Zählung“ das jüdische Jahr 5516 (= 1755/56).

 

 

Innenansicht, Mittelpunkt der Decke (Dreieck) mit hebräischem Vers und Chronogramm

Die meisten der früheren Synagogen und Beträume existieren heute nicht mehr. Das größte und erfreulicherweise gut erhaltene Synagogengebäude unserer Region befindet sich in Mühlhausen.

 

Aron ha Kodesch, Synagoge Mühlhausen; Foto Theodor Harburger (1929)
Zerstörter Aron ha Kodesch
Genisabergung 2020

Weinstube zum Zwetschger in Höchstadt

Das Anwesen Hauptstr. 1 ist unmittelbar an das historische Stadttor in Höchstadt angebaut.

Das Haus wurde im Jahr 1668 auf dem Keller eines Vorgängergebäudes errichtet. Zwischen dem Baukörper und der Stadtmauer liegt unterhalb des Stadtturms noch ein kleiner Innenhof mit einem erhaltenen Brunnen.

Das Baudenkmal wurde in den zurückliegenden Jahren als Einzelhandelsgeschäft geführt, im Obergeschoss war die Wohnung der Betreiberfamilie untergebracht.

Im Ladenbereich des Erdgeschosses waren zur Hauptstraße hin zwei Schaufenster und die Ladentür in die Fassade eingebaut. Die Fassade war mit Reibeputz verputzt, die historischen Fenster sind verloren. Eine historische Innentür konnte geborgen werden. Die übrigen historischen Türen waren ebenfalls nicht mehr vorhanden.

Zwischenzeitlich stand das Bauwerk lange Jahre leer, bis Herr Reinhard Grasse das Anwesen erwarb mit dem Wunsch darin eine Weinstube einzurichten und zu betreiben. Im Obergeschoss sollte weiterhin eine Betriebswohnung untergebracht werden.

Im Zuge der Baumaßnahme wurde der Fassadenputz entfernt und das darunterliegende Schmuckfachwerk freigelegt. Zum kleinen Innenhof hin konnte ein ehemaliger Laubengang befundet werden.

Schäden zeigten sich an verschiedenen hölzernen Bauteilen. Im Zuge der Sanierungsarbeiten wurden das Schmuckfachwerk und die Schäden am übrigen Tragwerk in handwerklicher Zimmermannstradition repariert.

Die farbige Fassung der Holzbauteile wurde, entsprechend der gesicherten Befunde, in einem graugrünen Farbton mit Leinölfarbe ausgeführt. Der Laubengang im Innenhof wurde wieder hergestellt und dient heute als Balkon zur Betriebswohnung. Die neuen Fenster wurden in denkmalgerechter Ausführung in die vorgefundenen Öffnungen eingebaut und geben dem Gebäude zusammen mit den Fensterläden sein Gesicht zurück.

Die originale Hausmadonna war im Heimatmuseum der Stadt Höchstadt gesichert. Sie wurde restauriert und wieder an der ursprünglichen Stelle an der Giebelfassade angebracht.

 

Die Wandflächen im Innenbereich wurden mit Lehmputz verputzt und mit Kalkfarbe gestrichen. Bestehende Balken-Bohlendecken konnten freigelegt werden.

Die umfassende Generalsanierung war hauptsächlich durch viel Eigenleistung möglich und hat sich sehr gelohnt.  Die Belebung des Baudenkmalsmit neu eingerichteter Weinstube „Zwetschger“ ist absolut gelungen und wurde 2020 zurecht vom Bezirk Mittelfranken prämiert.

Architekt: Georg Leyh, Höchstadt; Rest.: Jan Brünner, Erlangen, Bilder: Julia Krieger, Bezirk Mittelfranken

 

Ein einzigartiges Bau- und Kulturdenkmal (Dr. Bettina Keller)

Innerhalb Süddeutschlands beansprucht Franken eine besondere Stellung für die Dokumentation jüdischen Lebens und jüdischer Kultur. Im Unterschied zu anderen Territorien des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation kam es zwar auch hier zu Pogromen und in der Folge zu Wanderungsbewegungen von Juden, sie wurden jedoch nie dauerhaft aus ganz Franken vertrieben. Dies bestätigt auch die Ansiedlung von Juden in Baiersdorf mutmaßlich im späten 14. Jahrhundert, mit der die nahezu 600jährige Geschichte der dortigen jüdischen Gemeinde begann. Bauliche Zeugnisse jüdischen Lebens, wie die Synagoge, das Taharahaus[1] und das Rabbinerhaus, wurden im Nationalsozialismus zerstört bzw. in der unmittelbaren Nachkriegszeit abgerissen. Vom kulturellen Zentrum der jüdischen Gemeinde in Baiersdorf hat sich also nur der nach jüdischer Vorstellung für die Ewigkeit angelegte Friedhof in der Nähe der Judengasse erhalten. In die Bayerische Denkmalliste ist er als Baudenkmal mit folgendem Vermerk eingetragen: „Jüdischer Friedhof, angelegt im 14. Jh., mit Sandsteinquadermauer und zahlreichen Grabsteinen des 15.-18. Jh.“ Nach dem Bayerischen Denkmalschutzgesetz sind Baudenkmäler „[…] bauliche Anlagen oder Teile davon aus vergangener Zeit […]“, „[…] deren Erhaltung wegen ihrer geschichtlichen, künstlerischen, städtebaulichen, wissenschaftlichen oder volkskundlichen Bedeutung im Interesse der Allgemeinheit liegt.“ (BayDSchG Art. 1, 1 und 2). Der jüdische Friedhof in Baiersdorf erfüllt diese Ansprüche an ein Baudenkmal ohne jede Einschränkung:

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Grabmäler auf dem jüdischen Friedhof in Baiersdorf, 1. September 2010.
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Grabmäler auf dem jüdischen Friedhof in Baiersdorf. Im Vordergrund links ein Grabmal mit dem Symbol der Levitenkanne. November 2011.

Spätmittelalterliche Wurzeln

Unter den ca. 30 in Mittelfranken erhaltenen jüdischen Friedhöfen gehört der im Spätmittelalter, vielleicht nach 1388 angelegte Baiersdorfer Friedhof gemeinsam mit dem in Hemhofen zu den ältesten erhaltenen in der Region.

Alleinstellungsmerkmale

Die Lage im Ortskern, nicht wie üblich außerhalb der Stadtgrenze, ist als absolute Besonderheit hervorzuheben. Ungewöhnlich ist auch, dass die Grabmäler nicht nach Osten Richtung Jerusalem ausgerichtet sind, sondern nach Westen. Ihr Bezugspunkt war der Schrein für die Thora, die Heilige Schrift, der im Osten der Synagoge unter dem zum Friedhof weisenden Fenster aufgestellt war.

Überregionale Bedeutung

Zwischen 1611 und 1819 war Baiersdorf Sitz des bayreuthischen Landrabbinats. So diente der Friedhof in der Frühen Neuzeit lange Zeit als zentrale Begräbnisstätte der Juden der Markgraftümer Brandenburg-Kulmbach-Bayreuth und Brandenburg-Ansbach, ebenso für das Territorium des Bistums Bamberg. Von 1819 bis 1888 war Baiersdorf Sitz des bayerischen Distriktrabbinats. Auch im 19. Jahrhundert fungierte der Friedhof also als überregionale Grablege. Das Einzugsgebiet für die in Baiersdorf bestatteten Toten reichte über Jahrhunderte weit über Mittelfranken hinaus. 

 

Die große Zahl an Grabmälern

Flächenmäßig mit 4.756 m2 zwar kleiner als der Hemhofener Friedhof, hat sich auf dem jüdischen Friedhof in Baiersdorf eine größere Zahl an Grabsteinen erhalten. Die Dokumentation der Grabstätten durch den Berliner Theologen und Judaisten Detlef Müller, 2014/16–2020, der die Inschriften erfasste und übersetzte, umfasst trotz der Schändungen in der Zeit des Nationalsozialismus beachtliche 1278 Grabdenkmäler.

Zeugnis jüdischer Sepulkralkultur

Die durchgehende Belegung von Grabstätten seit dem 16. Jahrhundert macht den Baiersdorfer Friedhof zu einem bemerkenswerten Zeugnis der jüdischen Sepulkralkultur. Da der jüdische Glaube Instandhaltungsmaßnahmen an Grabmälern nicht zulässt, dokumentiert der Friedhof die Gestaltungsmöglichkeiten der jüdischen Grabdenkmäler im Wandel der Zeit. Immer handelt es sich um aufrechtstehende, rechteckige oder rundbogige Grabplatten oder Stelen (Abb. 1). Eingemeißelt sind Symbole, die Erkenntnisse über für jüdische Begräbnisstätten relevante Bildinhalte liefern. So verweist z. B. das Motiv der Levitenkanne (vgl. Abb. 2) darauf, dass der Verstorbene ein Nachfahre der Leviten, der Angehörigen des Stammes Levi, war, die im Gottesdienst die Aufgabe haben, den Priestern – hebräisch Kohanim – die Hände zu waschen. Die Symbole werden durch Inschriften ergänzt, die den Verstorbenen würdigen. Vor 1850 sind diese Inschriften in hebräischer Sprache, danach, im Kontext der jüdischen Emanzipation und bürgerlichen Integration, auch in deutscher.

Quelle für genealogische Forschungen

Die Namen der auf dem Baiersdorfer Friedhof Bestatteten sind aufschlussreich für genealogische Forschungen zu jüdischen Familien im Einzugsbereich des Friedhofs.

1 Tahara: Rituelle Leichenwaschung vor der Bestattung, die in einem eigenen Gebäude, dem Tahara-Haus, durchgeführt wurde. 



Online verfügbare, weiterführende Informationen, Bilder und Literatur zu diesem besonderen und einzigartigen Denkmal (zugleich Quellennachweis):
https://www.histourisch.de/israelitischer-friedhof.html 
http://www.alemannia-judaica.de/baiersdorf_friedhof.htm 
https://www.baiersdorf.de/fileadmin/Dateien/Dateien/Judenfriedhof.pdf 
Text: Dr. Bettina Keller, Kreisheimatpflegerin
Stand: August 2021

 

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Jüdischer Friedhof in Baiersdorf
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Jüdischer Friedhof in Baiersdorf

Das Schloss in Herzogenaurach (Dr. Manfred Welker)

An der Nordseite des Marktplatzes von Herzogenaurach erheb sich der Bau des Schlossgebäudes mit seinen drei Geschossen und zwölf Fensterachsen. Mehrere Generationen haben das Bauwerk gestaltet. Im Jahr 2019 begann nach dem Auszug der Stadtverwaltung die Renovierung des geschichtsträchtigen Gebäudes.

Von der Burg zum Schloss

Aus schriftlichen Unterlagen sind einige Rahmendaten für die Entwicklung der Stadt bekannt. Die erste urkundliche Erwähnung von Herzogenaurach im Jahr 1002 als Uraha bezog sich auf einen Königshof. Daraus entwickelte sich allmählich eine Siedlung. Nach der Beschreibung des Jahres 1348 im Rechtsbuch des Bamberger Bischofs Friedrich von Hohenlohe existierte in der Stadt Herzogenaurach ein Schloss, das mit einer ständigen Besatzung belegt und von einem Wassergraben umgeben war. Im Innenhof stand ein Turm, der eine Seitenlänge von rund 13 Metern hatte und in der Höhe eventuell mit den beiden erhaltenen Stadttürmen vergleichbar war.

Der bekannte fränkische Forscher Dr. Eduard Rühl nahm bereits 1921 in seiner Dissertation über Herzogenaurach an, dass die westliche Hälfte des Südflügels des jetzigen Schlossbaues den ehemaligen Wohnbau der Burg beherbergte, den Palas. Dieser ursprüngliche Baukörper hatte eine Länge von 20,8 Meter und eine Gebäudetiefe von 11,6 Meter. Nach außen schützte eine Mauerdicke von bis zu 2 Metern die Bewohner vor Angreifern. Das Kellergeschoß war mit einem Tonnengewölbe ausgestattet. Das Erdgeschoss wurde vermutlich als Stall genutzt. Der Zugang zum ersten Geschoß erfolgte über eine hölzerne Freitreppe, die bei Gefahr schnell abgebrochen werden konnte.

Eine Giebelwand, die im Dachgeschoss noch zu erkennen ist, markierte die östliche Begrenzung. In diesem Giebel befindet sich eine von gemaltem Ornament gerahmte Nische. Rühl vermutet rein dekorativen Charakter. Der Gebäudekubus verfügte ursprünglich auch nach Westen über einen Giebel, erst in der Barockzeit wurde er mit einem Walm versehen.

Nach Osten schloss sich die Georgenkapelle an, die beim Bau des Ratskellers aufgelassen wurde. Von der Kapelle aus konnte im Ernstfall auch das Tor verteidigt werden. Dann folgte das Tor, das auch heute noch als Durchfahrt vom Marktplatz zum Schloss genutzt wird. Über dem Eingang befindet sich das Wappen von Fürstbischof Lothar Franz von Schönborn (Fürstbischof von Bamberg 1693-1729).

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Schloss in Herzogenaurach
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Luftbild: Schloss in Herzogenaurach

Der Kernbau der Burg muss bereits in staufischer Zeit vollendet gewesen sein. Beim Umbau des Ratskellers im Jahr 1979 tauchte ein Eichenbalken auf, den die Universität Hohenheim dendrochronologisch untersuchte. Dabei stellte sich heraus, dass er 1228 gefällt wurde. Vermutlich wurde er im gleichen Jahr auch in der Herzogenauracher Burg verbaut.

In der Burg bzw. dem Schloss hatte der Vogt, später der Amtmann, seinen Verwaltungssitz. Hier wurden auch die Abgaben der Bürger, der sogenannte "Zehnt" gesammelt. Außerdem diente es für den Landesherrn, den Bischof von Bamberg, als Unterkunft, wenn er in Franken das südlichste Amt seines Fürstbistums besuchte, nämlich Herzogenaurach.

Bei den Untersuchungen, die im Vorfeld der Renovierung am Schloss unternommen wurden, stellte sich heraus, dass im Jahr 1351 eine Bauphase am Gebäude festzustellen ist. In der Amtszeit des Bamberger Bischofs Friedrich von Hohenlohe (1344-1352) wurden die Deckenbalkenlage zwischen Erdgeschoß und dem ersten Stockwerk im Südflügel gelegt.

Dass stets Wert auf ein repräsentatives Gebäude gelegt wurde, zeigt sich besonders durch den Bamberger Bischof Albrecht von Wertheim (1399-1421). Wie sich bei einer Untersuchung herauskristallisierte, wurde der westliche Teil des Südflügels in seiner Regierungszeit erweitert und mit einem neuen Dach versehen. Durch die dendrochronologische Untersuchung der Balken stellte sich nämlich heraus, dass die Bäume für die Sparren des Dachwerks im Winter 1416/17 gefällt und für das Bauwerk verwendet wurden.

Der westliche Walm des Daches entstand erst später, nämlich 1719 bzw. 1720. In den Jahren 1763/64 wurde der Dachstuhl nochmals umgebaut.

Offensichtlich wollte Bischof Friedrich von Aufseß (1421-1431) nicht hinter seinem baufreudigen Vorgänger zurückstehen. Er erhöhte den östlichen Teil des Südflügels über der Kapelle und dem Torbereich und fasste den ganzen Südflügel unter einem gemeinsamen Dach zusammen. Die Untersuchung ergab, dass diese Maßnahme um 1429 erfolgte.

Vermutlich war die Baumaßnahme eine Reaktion auf die Einfälle der Hussiten, die unter der Führung Prokops im Winter 1429/30 über Sachsen und Meißen nach Franken vorgestoßen waren. Bamberg und Ebermannstadt wurden geplündert, das Land bis vor die Tore Nürnbergs heimgesucht.

Das Gebäude trug Schäden in der Markgrafenfehde 1553 sowie im Dreißigjährigen Krieg davon und erfuhr einige kleinere Umbauten. Über das Aussehen im 17. Jahrhundert gibt eine Bauaufnahme durch Wenzel Berner um das Jahr 1715 Aufschluss.

Am nachhaltigste war allerdings der barocke Umbau unter dem Bamberger Fürstbischof Lothar Franz von Schönborn in den Jahren 1719-1721, durch den das Schloss seine jetzige Form erhielt.

Dieser Umbau wurde am 13. Mai 1719 genehmigt. Die Kosten betrugen 1.506 Gulden, für die Zimmermannsarbeiten finden sich gesondert 525 Gulden aufgeführt. Die Bauaufsicht lag in den Händen von Jesuitenpater Nikolaus Loyson (1676-1720), dem eine Straße in Herzogenaurach gewidmet ist.

Der bereits bestehende Südflügel wurde umgebaut, mit Bauholz der Fällzeit 1714/1715 wurde er durch Aufdoppelung dem Laufniveau des neu errichteten barocken Ostflügels angepasst.

Bei dieser Baumaßnahme wurde auch der frei stehende Turm im Innenhof abgebrochen. Sein Steinmaterial wurde z.T. für den Bau des Ostflügels eingesetzt. Dieser erhielt zur Angleichung an den bestehenden Südflügel ein, für seine Zeit, ungewöhnlich hohes und steiles Dach - eine frühe Form des denkmalgerechten Bauens.

Wie die Untersuchungen ergaben, wurde das Holz für das Dachwerk des Ostflügels in den Wintern zwischen den Jahren 1718/19 sowie 1719/1720 eingeschlagen und im neuen Schlossbau verwendet. 1959 kaufte die Stadt Herzogenaurach das Schloss für 150.000 DM vom Freistaat Bayern. Danach erfuhr es eine Nutzung als Polizeigarage, als Hausmeisterwohnung, als Schulraum für griechische Kinder, als Handarbeitsraum, für das Stadtmuseum, den ASB, die Schlesische Jugend, die Stadtjugendkapelle, die Stadtbücherei und die AOK; im Dachgeschoß residierte der Spielmannszug Grenzmark.

Der wenig ansprechende Neubau für die Stadtverwaltung wurde am 7. April 1967 eingeweiht. Für ihn hatte das alte Gefängnis und die noch bestehende Ringmauer weichen müssen.

Im Jahr 1977 begannen neue Umbauarbeiten am Schloss. Es wurden die Garagen vor der Südfassade neu errichtet und der bestehende Gewölbekeller zum Ratskeller ausgebaut. Die Eröffnung des Ratskellers war am 25. Oktober 1979.

 

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Schloss in Herzogenaurach

Archäologische Ausgrabungen im Schlossinnenhof

Im Vorfeld der Baumaßnahmen zur Errichtung des neuen Rathausgebäudes fanden im Innenhof des Herzogenauracher Schlossgebäudes archäologische Grabungen statt. Sie sollten Aufschluss über die Baugeschichte des Gebäudes geben. An drei Stellen gingen Archäologen um Dr. Marco Goldhausen den Ursprüngen des Herzogenauracher Schlosses im wahrsten Sinn des Wortes auf den Grund.

Eines konnten die Archäologen aber feststellen. Offensichtlich hat Wenzel Berner bei seiner Bauaufnahme der mittelalterlichen Burg um 1715 vor dem barocken Umbau eher keinen großen Wert auf Maßstabsgenauigkeit gelegt. Denn nach einer ersten, vergeblichen Grabung am Schustersbrunnen konnte an einer zweiten Position, näher zum Eingang in das Rathaus, das Fundament des Bergfrieds aufgedeckt werden. Der Turm hatte ein Zweischalenmauerwerk, nach außen eine Seite aus behauenen Sandsteinquadern, genauso nach innen, der Zwischenraum wurde mit Bruchsteinen aufgefüllt.

Zuvor mussten bei der Ausgrabung erst Verfüllung des 18. Jahrhunderts mit Sand, der mit Keramik des 18. Jahrhunderts durchmischt ist, und von einer Planierung der Hoffläche herrührt, entfernt werden.

Allerdings wurde beim Neubau des Rathausgebäudes in den 1960er Jahren viel vom ehemaligen Boden entfernt. Goldhausen schätzt, dass noch rund 20 Zentimeter vom ursprünglichen Bodenniveau erhalten sind, in denen sich auch hochmittelalterliche Keramik des Typs „Leistenbrand“ aus dem 12. Jahrhundert befindet.

Das Material des abgebrochenen Turms, die Sandsteinquader, wurde beim Umbau der mittelalterlichen Burg zum barocken Schloss verwandt. Entdeckt haben sie die Archäologen bei einer weiteren Grabung, am Ostflügel. Hier steht bereits der Felsenboden an, in diesem konnten Pfostenlöchern für ein Gebäude nachgewiesen werden. Darauf sitzt das Fundament der aufgehenden Mauer des Ostflügels, das mit den Abbruchsteinen des Bergfrieds errichtet wurde. Dies konnte Dr. Goldhausen an den Bossenquadern mit Randschlag zeigen.

Am Südflügel des Gebäudes unterhalb des Laufniveaus des Schlossinnenhofes haben die Archäologen ein Bogenportal in der Mauer freigelegt, außerdem zugehöriges Mauerwerk, das als Abgang zu einem Keller interpretiert wird. Dieser Keller war älter als der jetzige, bestehende Keller des Ratskellers. Der Bogen hat eine Durchgangshöhe von rund 1,60 Metern und ist damit passend für die Körpergröße von mittelalterlichen Menschen. Bei ihren Grabungen konnten die Archäologen außerdem auch feststellen, dass die Bauwerke unterhalb des Laufniveaus mit Lehm gegen eindringende Feuchtigkeit von außen geschützt wurden.

Besonders über die Keramik, die bei den Grabungen zutage gefördert wurde, lässt sich die Zeitstellung feststellen, vor allem in der Stauferzeit war eine umfangreiche Bauphase an der mittelalterlichen Burg, dem späteren Schloss der Barockzeit. Aufgetaucht sind auch Funde aus dem Spätmittelalter und dem Barock.

 

Literatur/Quellen: Luitpold Maier: Das alte Schloss zu Herzogenaurach. In: Herzogenauracher Heimatblatt, 10. Jahrgang Nr. 11, im November 1935 und Nr. 12, im Dezember 1935. - Eduard Rühl: Herzogenaurachs mittelalterliche Bau- und Kunstdenkmäler. Dissertation, Erlangen 1921. - Wilhelm Schonath: Das Schloss zu Herzogenaurach. In: Herzogenaurach. Ein Heimatbuch. Hrsg. Valentin Fröhlich. Herzogenaurach 1949, S. 152- 161. - Amtsblatt der Stadt Herzogenaurach, 3. Mai 1963, 14. August 1964, 9. Juli 1965, 7. April 1967 und 14. Juli 1967. - Fränkischer Tag, 19. September 1959, 6. Juli 1965, 6. Oktober 1979 und 25. Oktober 1979. - Nordbayerische Nachrichten, 28. August 1964, 3. Juli 1965, 19. September 1979. - Informationen Dr.-Ing. Thomas Aumüller, Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege in München, vom 17. September 2020. Fotos: Stadt Herzogenaurach.

 

Virtueller Rückblick der letzten Jahre

Als kleine Erinnerung an die Veranstaltungen der letzten Jahre lädt die Untere Denkmalschutzbehörde zu einem virtuellen Rundgang ein. Dieser bietet Impressionen der schönsten Schösser im Landkreis: Vom Weißen Schloss in Heroldsberg, vom Schloss Neuenbürg sowie vom Schloss Neuhaus: